500 Blatt Papier

500 Blatt Druckpapier, im Schreibwarenladen gekauft, nicht weiß, nein, recyceltes Grau, und dem soll ich jetzt was anvertrauen, diesem leer gestapelten Stoff A4?

80 Gramm ist nicht grad viel für ein Schwergewicht, denn schwer wird´s zu tragen haben an dem Schmähgedicht, dem Sachbericht im Glühlampenlicht.

Es blühe die Wortblütenpracht, ich habe die Macht, es ist wie Blüten drucken, das Medium der Schrift mit dem Stift durchdrücken, bis die Seele lacht.

Und wofür das alles, für ein bisschen Krach, für mehr Lärm in der lichtverschmutzten Stadtnacht? Für ein Gut gemacht? Ist damit viel gewonnen? Wie gewonnen, so zerronnen, auch die kleinen erschriebenen Wonnen.

500 Blatt voll Gedanken, voll geahnter Gefühle, im Gedankengewühl liegt die Kraft, Denken ist Macht, die Menschenaffen zu Menschen macht. So kriegt man es beigebracht.

Doch gib Acht, es kommt die Zäsur. Das letzte Luftholen zensiert alles Gedachte weg, das heilige Wort wird zu Makulatur zerlegt, und Gefühle sind verebbt, und du bist weg, und ich bin weg. Und es bleibt die kosmische Stille, der kosmische Wille…

Doch noch bin ich da und schreibe die 500 Blatt mit Wortspiel nieder, und wenn ich durch bin, falte ich 500 Papierflieger. Und lasse sie durchs Fenster der Reihe nach in die stille Nacht fliegen.